Aktuelle Ernährungsmedizin 2020; 45(03): 221-222
DOI: 10.1055/s-0040-1710217
Abstracts
Screening, Assessment, Körperzusammensetzung

Veränderungen der Körperzusammensetzung während des Klinikaufenthaltes

F Graeb
Hochschule Esslingen, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaften, Esslingen, Germany
,
R Wolke
Hochschule Esslingen, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaften, Esslingen, Germany
,
P Reiber
Hochschule Esslingen, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaften, Esslingen, Germany
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Fragestellung Klinikaufenthalte werden einerseits mit Gewichtsverlusten und andererseits mit der Entwicklung einer Mangelernährung assoziiert. Häufig bleibt dabei unklar, was bei diesen Gewichtsverlusten genau verloren geht: Körperwasser, Fett- und/oder Muskelgewebe.

Methodik Im vom BMBF geförderten Forschungsprojekt Prävention und Behandlung von Mangelernährung bei geriatrischen Patienten im Krankenhaus wurde anhand einer Gelegenheitsstichprobe untersucht, wie sich die Körperzusammensetzung durch den Klinikaufenthalt verändert. Hierfür wurden bei PatientInnen ≥65 Jahre in den ersten 24 h nach Aufnahme und möglichst kurz vor Entlassung Gewicht, BMI und die Körperzusammensetzung per Bioimpedanzanalyse bestimmt.

Ergebnis Initial konnten 102 PatientInnen bei Aufnahme gemessen werden, 57,8 % (n = 59) sind weiblich. Der mittlere Körperfettanteil liegt bei 29,1 % (SD±10,73), der Muskelanteil bei 28,7 % (SD±5,67) und Gesamtkörperwasser 53,3 % (SD±8,17), der FFMI liegt bei 17,75 kg/m2 (SD±3,05). Gemäß MNA-SF weisen bei Aufnahme 69,6 % (n = 71) ein Mangelernährungsrisiko und 21,6 % (n = 22) eine manifeste Mangelernährung auf, nach ESPEN Kriterien sind 21,6 % (n = 22) mangelernährt. Für 63 PatientInnen (61,8 %) liegt eine Zweiterhebung vor. Zwischen Erst und Zweitmessung liegen 6,51 Tage (SD ±4,75) mit einem mittleren Gewichtsrückgang von - 0,23 kg. Während die Fettmasse tendenziell zunimmt (+0,14 kg), zeigt sich, dass vor allem Muskelmasse (- 1,17 kg) verloren geht, Wasser hingegen nur sehr geringfügig (- 0,12 l). Der Fettfreie Masse Index reduziert sich hierbei um - 0,19 kg/m2. Im Vergleich der Gruppen „Gewichtsverlust“ vs. „kein Gewichtsverlust“ mittels t-Test zeigen sich keine signifikanten Unterschiede bei den initialen Messungen zur Aufnahme. Jedoch sind die PatientInnen mit Gewichtsverlust signifikant älter (80,86 vs. 76,6 Jahre; p 0,034), das Gesamtkörperwasser (- 1,19 l vs. +0,73 l; p 0,011), die fettfreie Masse (- 2,0 kg vs. +0,94 kg; p 0,003) und der Fettfreie Masse Index sinken (- 0,8 kg/m2 vs. +0,3 kg/m2; p 0,003). Die Muskelmasse (- 1,49 kg vs. - 0,91 kg, p 0,056) und Fettmasse (- 0,49 kg vs. +0,64 kg; p 0,203) nehmen stärker ab, allerdings nicht signifikant.

Schlussfolgerung Die These, innerklinische Gewichtsverluste gingen primär auf ausgeschwemmtes Körperwasser zurück, lässt sich nicht halten. Tatsächlich geht deutlich mehr Muskelmasse verloren, wobei selbst PatientInnen ohne Gewichtsverlust im Mittel Muskelmasse verlieren.



Publication History

Article published online:
16 June 2020

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